Zugang zu Negativzinsen durch eine synthetische CHF-Finanzierung
Schweizer Banken bieten nur in Ausnahmefällen Finanzierungen zu Negativzinsen an – es besteht meistens eine Untergrenze (sogenannter Floor)
Mittels Finanzierungsstruktur, bestehend aus einer USD-Finanzierung und einem Währungsswap, kann eine synthetische CHF-Finanzierung erstellt werden, welche keinen Floor aufweist und zu signifikanten Zinskosten-Einsparungen führen kann
Die Risiken bei einer solchen Struktur liegen in möglichen Marktwertschwankungen beim Währungsswap sowie in buchhalterischen Herausforderungen
Hintergrund
Seit Januar 2015 hält die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins in einem Zins-band rund um -0.75%. Trotz dieses andauernden Negativzinsumfelds bleibt den meisten Kreditnehmern, welche sich über Hypotheken oder sonstige Kredite bei Banken refi-nanzieren der Zugang zu negativen Zinsen verwehrt: Es liegt eine Untergrenze (ein so-genannter Floor) bei 0.0% vor. Hinzu kommt, dass Banken zusätzlich zum Floor noch eine Bankmarge verlangen, was die Kosten auf weit über 0.0% hebt. Das Bestehen dieses Floors ist meistens darauf zurückzuführen, dass Banken auf Spareinlagen ebenfalls kei-ne negativen Zinsen belasten und sich folglich auch nicht zu negativen Zinssätzen fi-nanzieren können.
Obwohl eine direkte CHF-Finanzierung zu negativen Zinssätzen nach wie vor schwierig zu erlangen ist, besteht die Möglichkeit mittels USD-Finanzierung in Kombination mit einem USD-Währungsswap eine synthetische CHF-Finanzierungsstruktur zu erstellen, welche diesen Floor bei 0.0% aufhebt. Dies hat zur Folge, dass in Abhängigkeit der Marktkonditionen entweder bereits beim Abschluss eine synthetische CHF-Finanzierung zu negativen Zinssätzen vorliegt oder während der Laufzeit im Falle einer erneuten Zinssenkung durch die SNB kein Floor besteht, welcher die Finanzierung künstlich über 0.0% hält. Wie das nachfolgende Zahlenbeispiel demonstriert, dürfte die Struktur darüber hinaus gegenüber dem üblichen Regime von Floor bei 0.0% plus Bankmarge zu signifikanten Zinskosten-Einsparungen führen.
Die Finanzierungsstruktur
In der nachfolgend präsentierten Finanzierungsstruktur wird eine synthetische CHF-LIBOR-Finanzierung erstellt. Das heisst, dass der Kreditnehmer über eine vordefinierte Laufzeit hinweg dem Kreditgeber den CHF-LIBOR-Satz (1-monatig oder 3-monatig) be-zahlt. Es wären jedoch auch Strukturen mit fester Verzinsung denkbar.
Es bedarf zweier Komponenten zur Erstellung der gewünschten CHF-Finanzierungsstruktur:
1. Grundgeschäft (Finanzierungsgeschäft)
Laufzeitstart: Eine 1-monatige USD-Finanzierung wird aufgenommen
Während der Laufzeit: Bezahlung des USD-LIBOR plus Spread als Verzinsung
Laufzeitende: Der USD-Kredit wird am Ende wieder zurückbezahlt
2. Währungsswap (Absicherungsgeschäft)
Startzeitpunkt: Die aufgenommenen USD werden in CHF zum vorherrschenden Spot USD/CHF-Wechselkurs umgetauscht
Während der Laufzeit: Der USD-LIBOR wird gegen den CHF-LIBOR getauscht (beide Sätze plus Spread)
Laufzeitende: Die eingebrachten USD fliessen aus dem Währungsswap und im Gegenzug müssen die CHF zurückgegeben werden – alles zum ursprünglichen USD/CHF-Wechselkurs
Die beiden Komponenten zusammen ergeben eine synthetische CHF-Finanzierung. Dank des Währungsswaps ist jegliches Währungsrisiko abgesichert. Nachfolgende Dar-stellung veranschaulicht die Struktur:
Die präsentierte Finanzierungsstruktur beruht auf folgenden Annahmen:
Annahmen Finanzierungswunsch des Kunden:
Der Kunde möchte eine CHF-Finanzierung über CHF 25 Mio abschliessen
Die Verzinsung der CHF-Finanzierung soll der CHF 3M-LIBOR sein (ohne Floor)
Die gewünschte Laufzeit beträgt 1 Jahr (April 2020 bis April 2021)
Annahmen USD-Finanzierung und Währungsswap:
Der USD/CHF Wechselkurs bei Abschlussdatum beträgt 0.96
Die USD-Finanzierung (Grundgeschäft) wird folglich über USD 26 Mio (25 Mio / 0.96) abgeschlossen
Die USD Finanzierung (Grundgeschäft) ist mit dem USD 1M-LIBOR plus Spread verzinst
Ein Spread in derselben Höhe wird beim Währungsswap ausgetauscht.
Auf der präsentierten Darstellung wird zwischen durchgezogenen und gestrichelten Pfeilen unterschieden. Lediglich die durchgezogenen Pfeile stellen Cash-Flows dar, welche von Seiten des Kunden auf Netto-Basis bezahlt werden müssen. Ignoriert man in der Folge die nicht durchgezogenen Pfeile, resultiert für den Kunden eine reine CHF-LIBOR-Hypothek auf Basis 3-Monatssatz.
Beispiel
Auf Basis der gezeigten Struktur kann ein Beispiel gerechnet werden. Hierbei wird alles aus Kostenperspektive betrachtet.
Es gilt zu berücksichtigen, dass die USD-Finanzierung in der Regel einen Floor bei 0.0% aufweist, so dass im Falle eines negativen USD-LIBOR der Kunde immer noch 0.0% plus Spread bezahlen müsste. Um dieser Eventualität Rechnung zu tragen, wird beim Wäh-rungsswap auf dem USD-LIBOR ebenfalls ein Floor eingeführt, damit der Kunde nie we-niger als 0.0% plus Spread (genau der Betrag, welcher der Verzinsung auf der Finanzie-rung entspricht) erhält. Dieser Swap-Floor verursacht in unserem Beispiel Kosten von 0.10% p.a. Nachfolgende Tabelle veranschaulicht diesen Aspekt mit den Szenarien 2 und 3, in denen die US-Notenbank die Zinsen auf -0.75% senkt. Während das Szenario 2 die Kostenentwicklung ohne Swap-Floor Komponente aufzeigt, stellt Szenario 3 deren Wirksamkeit dar. Erst durch den Einsatz eines Swap-Floors ist der Kunde gegen negati-ve Zinsen in den USA geschützt. Abschliessend zeigt Szenario 4 auf, wie sich eine er-neute Zinssenkung auf -1.50% durch die SNB auswirkt. Mit vorliegendem Zahlenbeispiel kann demonstriert werden, wie der Kunde mittels Fi-nanzierungskonstrukt erstens Zugang zu einer günstigen Finanzierung erlangt und zweitens der CHF-Floor bei 0.0% durchbrochen wird und von noch negativeren Zinsen in der Schweiz profitiert werden kann.
Risiken
Obwohl der Kunde wie veranschaulicht keinem Währungsrisiko ausgesetzt ist, unter-liegt der Währungsswap Marktschwankungen. Bewegungen sowohl am Währungs- als auch am Zinsmarkt können zu Veränderungen in der Bewertung des Swaps führen. Bei einer vorzeitigen Auflösung der Struktur müsste ein allfälliger negativer Wiederbeschaf-fungswert bezahlt werden. Zusätzliche Unsicherheit besteht hinsichtlich der LIBOR-Ablösung durch den SARON in der Schweiz.
Offene Fragen
Verfügt der Kunde über die Möglichkeit, eine solche Struktur (insbesondere der Währungsswap) zu verbuchen?
Ist es dem Kunden aus regulatorischer Sicht erlaubt, eine solche Struktur einzuge-hen (Abklärungen mit Revisor)?
Was bedeutet eine solche Struktur für den Belehnungsgrad des Kunden? Aus reiner Finanzierungssicht – unter Ausklammerung des Währungsswaps – führt eine 20%-ige Aufwertung des USD gegen den CHF zu einer Erhöhung der Verschuldung des Kunden von 25 MCHF (zu USDCHF 0.96) auf 30 MCHF (zu USDCHF 1.15).
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